Noonan-Syndrom
Das Noonan-Syndrom (NS) ist eine angeborene Krankheit, die mit einer Häufigkeit von etwa 1 pro 2000 bis 5000 Geburten auftritt und zum Formenkreis der Rasopathien gehört. Die Rasopathien sind Syndrome mit Störung der körperlichen Entwicklung, die durch Mutationen in solchen Genen verursacht werden, die über die sogenannte Ras-Signalübertragung die Weiterleitung von Signalen für Wachstum, Zellteilung oder Differenzierung an den Zellkern kontrollieren. Beim NS betreffen diese Veränderungen am häufigsten das Gen PTPN11 (mehrere andere Gene sind möglich, bei einem Teil der NS-Patient*innen wird das betroffene Gen nicht gefunden). Die Mutationen sind ererbt oder kurz nach der Befruchtung neu entstanden. In die Ras-Signalübertragung greifen sie je nach Gen an verschiedenen Stellen ein, aber gemeinsam ist ihnen, dass sie die Ras-Signalübertragung insgesamt überstimulieren.
Die Symptome des NS sind sehr variabel und können sich in jedem Alter bemerkbar machen. Die beständigsten Merkmale sind Verformungen des Gesichts (weit auseinander liegende Augen und tief angesetzte Ohren), Kleinwuchs und ein angeborener Herzfehler (meistens eine Pulmonalstenose und/oder Defekte in den Herzscheidewänden). Zu den weiteren Erscheinungen zählen Blutungsneigung, Schielen, Hörstörungen, Ödeme, Hodenhochstand oder eine Reibeisenhaut (Keratosis pilaris). Die meisten Kinder mit NS zeigen eine Entwicklungsverzögerung mit Muskelschwäche, eingeschränkter Feinmotorik und milder Lernbehinderung. Später ist eine verzögerte Pubertät häufig, für Männer mit NS besteht ein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit. Die Gesichtszüge im Erwachsenenalter zeigen oft Anzeichen vorzeitiger Alterung, wobei tiefe Nasolabialfalten ein gängiges Merkmal sind. Bei etwa einem Drittel der Patient*innen mit NS entsteht eine übermäßige Verdickung der Herzmuskelwand (hypertrophe Kardiomyopathie). Pigmentflecken können sich im Lauf des Lebens in größerer Zahl entwickeln.
Assoziierte Neoplasien
Das Risiko für die Ausbildung einer malignen Erkrankung ist beim NS im Vergleich zur Allgemein-bevölkerung erhöht. Dies betrifft in erster Linie das Kindesalter. Für Erwachsene sind die vorhandenen Daten spärlich. Die Grundlage für dieses Risiko ist in der dauerhaften Überaktivierung der Ras-Signaltransduktion in allen Körperzellen zu sehen.
Viele Kinder mit NS entwickeln im Säuglings- oder frühen Kleinkindalter, manchmal schon bei oder kurz nach der Geburt, eine Störung der Blutbildung mit Überschuss von weißen Blutkörperchen (myeloproliferative disorder, MPD). Diese Krankheit ist in der Mikroskopie des Bluts oder Knochenmarks von einer juvenilen myelomonozytären Leukämie (JMML) nicht zu unterscheiden, ist aber im Gegensatz zu dieser nur vorübergehend und heilt in der Regel von selbst aus. In der akuten Phase kann aber dennoch eine Gefährdung von Körperfunktionen drohen und eine Behandlung notwendig werden. Die Unterscheidung von der JMML gelingt durch Nachweis der ursächlichen Mutation (meist des Gens PTPN11) im Erbgut anderer, nicht- blutbildender Zellen. Bei einem geringen Teil der betroffenen Kinder tritt die Spontanheilung nicht ein und die MPD schreitet zu einer Leukämie fort.
Andere maligne Erkrankungen, die im Zusammenhang mit NS berichtet wurden, umfassen Hirntumoren, akute lymphatische Leukämien, Rhabdomyosarkome und Neuroblastome.
Selten, aber für NS typisch sind gutartige Wucherungen der Kieferknochen (Riesenzelltumoren), die zu äußerlich erkennbaren Verformungen führen können.
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